Das neue Jahr hat Einzug gehalten und die Tage werden deutlich länger. Kommt bei Ihnen jetzt auch die Vorfreude auf die neue Gartensaison auf? Wenn Sie die Planung Ihres Gemüsebeets abgeschlossen haben, ist es meist auch Zeit, mit der Vorbereitung zu beginnen. Wir sagen Ihnen, was Sie im Vorfeld berücksichtigen müssen, um gut ausgestattet loslegen zu können.
Deshalb sollten Sie Gemüse vorziehen
Viele Gemüsesorten, die wir gern in unserem Garten anbauen, stammen aus wärmeren, beispielsweise mediterranen Regionen. Selbst Nachtfröste Anfang Mai während der Eisheiligen reichen aus, damit die Pflanzen geschädigt werden. Dadurch ergibt sich eine kurze Kulturdauer im Beet oder Pflanzkästen. Dies können Sie verlängern, indem Sie die Pflanzen vorziehen. Bei richtigem Vorgehen wachsen während dieser Zeit unter geschützten Verhältnissen kräftige Jungpflanzen heran, die sich im Beet schnell entwickeln. Die Pflanzen blühen zeitiger und Sie können schneller ernten.
Das richtige Saatgut
Ob Gartencenter, Baumarkt oder Onlinekatalog bieten mit Beginn des neuen Jahres eine Vielzahl an. Haben Sie sich entschieden, welches Gemüse Sie anbauen wollen, steht Ihren ein großes Angebot an Sorten zur Verfügung. Bei der Auswahl an Sämereien sollten Sie auf Bio-Qualität achten. Für dieses Saatgut wird häufig auf alte, bewährte Sorten zurückgegriffen, die robuster und widerstandsfähiger sind. Gleichzeitig ist das Saatgut samenfest, also können Sie aus den Früchten Samen für das nächste Jahr nehmen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei konventionellem Saatgut um F1-Hybriden, die aus einer Kreuzung von zwei Sorten entstanden sind. Die Früchte von Hybriden sind nicht samenfest.
Die richtige Erde
Samen und Keimling reagieren empfindlich auf zu hohen Nährstoffanteil und Pilzbildung. Deshalb sollten Sie für die Aussaat Ihres Gemüses Anzuchterde verwenden. Diese Erde ist locker und durchlässig, wodurch sich die Wurzeln besser ausbilden können. Durch den geringeren Nährstoffanteil wachsen die Keimlinge und Jungpflanzen weniger schnell, dafür kräftiger. Anzuchterde können Sie entweder im Gartencenter kaufen oder selbst herstellen. Für die eigene Anzuchterde benötigen Sie je einen Teil Gartenerde, Kompost und Sand. Nach dem Mischen werden die Anteile gesiebt. Zur Vermeidung von Schimmelpilzen wird die Mischung anschließend bei 120 °C für 45 Minuten im Ofen sterilisiert. Nach dem Abkühlen kann die Anzuchterde sofort verwendet werden.
Dieses Gemüse sollten Sie vorziehen
Das Vorziehen von Gemüse eignet sich besonders für Pflanzen, die eine lange Kulturdauer haben. Hierzu gehören die meisten Gemüsesorten, die nicht aus Mitteleuropa kommen wie Tomaten, Auberginen und Gurken. Aber auch für Salat kann dies sinnvoll sein, wenn Sie zeitig erstes eigenes Gemüse ernsten wollen. Nicht empfehlenswert hingegen ist es für Wurzelgemüse wie Möhren.
Der richtige Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt, um Ihre Gemüsepflanzen vorzuziehen, sind die Monate März und April. Je länger die benötigte Kulturdauer ist, desto eher sollten Sie mit dem Aussäen auf der Fensterbank beginnen. Im Januar können Sie bereits mit Süßkartoffeln und Paprika beginnen. Kommen Sie trotzdem nicht in Versuchung, das Gemüse zu früh im Fensterbeet auszusäen. In den ersten Monaten des Jahres ist die Sonnenscheindauer noch kurz und die Scheibe reduziert die Sonnenenergie. Deshalb bekommen die Keimlinge selbst am Südfenster nicht genug Licht. Dann tritt das sogenannte Vergeilen der Jungpflanzen auf, sie werden lang, dünn und kraftlos.
Monat | Gemüse |
---|---|
Januar | Süßkartoffel |
Februar | Aubergine, Salat, alle Kohlarten (außer Grünkohl), Kohlrabi, Paprika |
März | Tomaten, Spinat, Mangold |
April | Gurken, Kürbis, Zucchini, Melone |
Der richtige Standort
Zum Keimen braucht das meiste Gemüse einen warmen Standort. Stellen Sie Ihre Anzuchtgefäße am besten auf eine Fensterbank über einer Heizung oder auf eine passende Heizmatte. Achten Sie auch darauf, dass durch das Fenster kein Windzug kommt.
Von der Aussaat bis zum Auspflanzen
Jedes Jahr aufs Neue ist es spannend mitzuerleben, wie aus winzigen Samenkörnern kräftige Pflanzen wachsen. Besonders intensiv lässt sich das beim Vorziehen Ihres Gemüses auf der Fensterbank erleben. Gleichzeitig ermöglichen Sie Ihren Gemüsepflanzen durch den zeitigen Beginn einen Wachstumsvorsprung und Sie können zeitiger und häufig auch länger ernten. Mit den entsprechenden Voraussetzungen, dem richtigen Wissen und etwas Geduld gelingt Ihnen eine erfolgreiche Anzucht.
Die richtigen Anzuchtgefäße
Für das Vorziehen Ihrer Gemüsepflanzen benötigen Sie kleine Behälter mit Erde, in denen die Samen keimen können. Es gibt viele Anleitungen, die sich mit dem Recycling von Haushaltsmaterialien für Anzuchttöpfe beschäftigen. Dabei sind die eingesetzten Materialien aber häufig mit Schadstoffen belastet oder können diese durch die Zweitnutzung freisetzen. Deshalb sind diese nicht für den ökologischen und nachhaltigen Anbau von Gemüse zu empfohlen. Als Alternativen für biologisches Gärtnern können Sie folgende Varianten nutzen:
- Aussaatschalen aus Naturkautschuk,
- verzinkte Anzuchtbehälter,
- mittels Presse selbst hergestellte Erdballen,
- Töpfe aus Hanf, Ton oder Keramik.
Achten Sie aus Gründen der Nachhaltigkeit immer auf wiederverwendbare Aussaatschalen und Anzuchtbehälter.
Gemüse aussäen
Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und Erde sowie Anzuchtbehälter bereitstehen, können Sie mit dem Aussäen beginnen. Pflanzen werden in Licht- und Dunkelkeimer unterschieden. Lichtkeimer, die Sonnenstrahlen zum Keimen benötigen, werden nur oberflächlich auf die Erde gestreut. Dunkelkeimer hingegen werden nach dem Säen gut mit Erde bedeckt. Achten Sie deshalb auf die Angaben zur Saattiefe auf der Verpackung. Falls keine Hinweise dazu vorhanden sind, orientieren Sie sich an der Pflanzenart. Eine Übersicht über die Aussaattiefe der verschiedenen Gemüsearten und Kräuter und gleichzeitig deren Keimtemperatur finden Sie hier.
Mit der richtigen Vorbereitung ist das Aussäen sehr einfach.
- Anzuchterde in die Anzuchttöpfchen bis etwa 2 cm vom oberen Rand füllen und leicht andrücken.
- Samen vorsichtig auf die Erde geben. Lassen Sie einen kleinen Abstand zwischen den Samenkörnern.
- NUR Dunkelkeimern gemäß Aussaattiefe mit Erde bedecken.
- Wenn Sie mehrere Sorten in ein Aussaatbehältnis säen, markieren Sie diese.
- Mit einer Sprühflasche die Erde gut anfeuchten.
- Anzuchttöpfen bedecken oder in ein Minigewächshaus setzen.
Abhängig von der Gemüseart und dem Standort keimen die Pflanzen nach fünf bis zehn Tagen.
Pikieren
Stehen Ihre Keimlinge zu eng, konkurrieren Sie untereinander um Licht, Wasser und Nährstoffe. Deshalb müssen Sie diese pikieren, das heißt, die Pflänzchen werden auseinandergepflanzt, meist in einzelne Töpfe. Wenn nach den Keimblättern die ersten zwei Laubblätter erschienen sind, ist der richtige Zeitpunkt hierfür. Für das Pikieren benötigen Sie:
- Pflanztöpfe
- torffreie, nährstoffarme, durchlässige Erde wie Anzuchterde
- ein Pikierstäbchen (alternativ können Sie ein kleines Rundholz oder Eisstiele nehmen).
Pikieren ist eine Aufgabe, die etwas Fingerspitzengefühl erfordert, um die Pflänzchen nicht zu beschädigen. Arbeiten Sie ruhig und besonnen. Befeuchten Sie die Anzuchterde, sodass sich die kleinen Pflanzen leichter herausnehmen lassen. Füllen Sie die neuen Töpfe bis zum oberen Rand mit Erde und drücken Sie diese leicht an. Anschließend stechen Sie mit dem Pikierstab ein größeres Loch in die Erde. Zum Pikieren fassen Sie das Pflänzchen vorsichtig an den Keimblättern und hebeln sie mithilfe des Pikierstabs oder der Hand aus der Erde. Ziehen Sie dabei nicht an der Pflanze und achten Sie darauf, dass die Wurzeln möglichst vollständig mit ausgehoben werden. Setzen Sie die Jungpflanze in das vorbereitete Loch im neuen Topf und beachten Sie, dass die Wurzel vollständig mit Erde bedeckt ist. Drücken Sie das Gemüse jetzt leicht an.
Die Pflanztiefe nach dem Pikieren ist abhängig von der Gemüseart.
- Größe Pflanzen wie Tomaten, Gurken, Chili, Lauch und Paprika setzen Sie bis zu den Keimblättern ist die Erde. Da die feinen Stiele der Keimlinge meist sehr dünn sind, tragen sie sonst die wachenden Pflanzen nicht.
- Kohlrabi wird in der gleichen Pflanztiefe eingesetzt.
- Salat, Fenchel und Knollensellerie setzen Sie etwas höher als zuvor in die Erde. Dadurch wird die Knollenbildung angeregt.
Vermeiden Sie während des Pikierens und in den zwei folgenden Tagen direktes Sonnenlicht. Liegen die Wurzeln frei oder sind noch nicht angewachsen, so können die Pflanzen vertrocknen. Für ein schnelles Anwachsen gießen Sie die Erde nach dem Pikieren gut an.
Pflege der Samen und Keimlinge
Damit die Samen gut keimen, müssen diese immer feucht und warm gehalten werden. Am einfachsten ist dies, wenn die Anzuchtschale bedeckt ist und auf der Fensterbank über der Heizung steht. Hierfür eigenen sich Minigewächshäuser mit Belüftungsöffnungen besonders gut. Gießen Sie die Samen gut an, setzen Sie diese in das Minigewächshaus und dieses auf eine Heizung oder eine Wärmematte. Im Handel können Sie auch bereits Minigewächshäuser mit integrierter Heizmatte erhalten.
Die optimale Temperatur zum Keimen liegt zwischen 22 und 26 °C. Lüften Sie regelmäßig, um angestautes Kondenswasser entweichen zu lassen. Es sollte weder Wasser an der Innenseite herunterlaufen noch sich in der Gewächshauswanne sammeln. Ist die Feuchtigkeit zu hoch, müssen Sie mit Schimmelbildung rechnen. Achten Sie aber darauf, dass die Erde mit den Samen und später Keimlingen gleichmäßig feucht bleibt. Alternativ zum Minigewächshaus können Sie auch durchsichtige Plastiktüten verwenden. Beachten Sie aber, dass das Kondenswasser an der Innenwand der Plastiktüte die Keimlinge schädigt. Stützen Sie deshalb die Tüte mit kleinen Stäben so ab, dass sie Ihre Pflanzen nicht berührt. Auch hier müssen Sie regelmäßig lüften.
Pflege der Jungpflanzen
Die pikierten Pflanzen benötigen zum Wachstum vor allem Licht, Feuchtigkeit und Wärme. Gießen Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, damit die Erde nicht austrocknet. Steht zu wenig Licht zur Verfügung, wachsen die Pflanzen zu schnell. Die Stängel bleiben dünn und es werden wenige Blätter ausgebildet. Dieses sogenannte Vergeilen der Pflanzen führt zu einem schnellen Abknicken und einer geringeren Blüte und Fruchtbildung. Sollten Sie nicht ausreichend Platz an einem Südfenster haben, besteht die Möglichkeit, eine Pflanzenlampe einzusetzen. Am besten eignen sich dafür Leuchtstoffröhren und LED-Panels, die als Pflanzenlampen verkauft werden. Sie haben keinen sonnigen Platz und möchten nicht in Lampen investieren? Dann stellen Sie die Pflanzen an einen kühlen Ort. Je weniger Sonnenlicht der Standort bekommen, desto kühler muss er sein. Die Temperatur sollte zwischen 10 und 15 °C liegen. Die feinen Wurzeln der Jungpflanzen sind sehr empfindlich. Wenn Sie sich an die Aussaatzeiten halten, ist kein Düngen der Pflanzen notwendig. Hat Ihr vorgezogenes Gemüse die neuen Töpfe schon durchwurzelt, pflanzen Sie diese besser in größere Gefäße um. Alternativ dazu können Sie 4 Wochen nach dem Pikieren einmal wöchentlich mit einem stark verdünnten, flüssigen Bio-Dünger Ihre Pflanzen gießen.
Auspflanzen
Abhängig von der Gemüseart können Sie die Pflanzen im zeitigen oder späten Frühjahr an ihren endgültigen Standort setzen. Den weniger frostempfindlichen Salat setzen Sie bereits Ende März ins Beet. Viele Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken und Paprika sind nicht frosthart. Deshalb dürfen Sie diese auch bei mildem Frühjahr erst nach den Eisheiligen ins Freie pflanzen.